Positive Affirmationen können schaden

Sind positive Affirmationen Bullshit? So findest du WIRKLICH stärkende Kraftsätze!

Ich lade dich herzlich ein, diese Gedanken zu teilen.

Hier erfährst du, warum pauschal gewählte positive Affirmationen dir mehr schaden als nützen können und wie du stattdessen körperorientiert stärkende Kraftsätze bauen und in deinem System aktivieren kannst.

Nach einer Beratungssitzung gebe ich meinen Klienten gerne Hausaufgaben oder hilfreiche Werkzeuge für die kommende Zeit mit. Oft sind das Kraftsätze, die durch bestimmte Körperübungen aktiviert werden sollen.

Körperorientiertes Arbeiten ist einer meine Grundpfeiler. Der Körper lügt nämlich nie, er verankert uns im Hier und Jetzt, er hat all unsere Erfahrungen, Gefühle und Wahrheiten abgespeichert und ist der perfekte Wegweiser in der Beratung – er sagt und zeigt deutlich, wo die Reise hingehen soll.

Kraftsätze versus Affirmationen

Von 0/8/15-Affirmationen halte ich überhaupt nichts. Here’s why:

Wenn dein System abgespeichert hat: „Ich bin wertlos“, dann sprich mal laut: „Ich bin wertvoll!“ (wenn es überhaupt über deine Lippen kommt) und schau, was der Körper dazu sagt: Wenn dein tief verankerter, vielleicht sogar vorsprachlich etablierter Glaubenssatz das Gegenteil behauptet, kannst du an deinem Köper ablesen, wie sehr er sich gegen diesen Satz sträubt: Vielleicht wird die Brust eng, vielleicht ziehen sich die Schultern zusammen, vielleicht spürst du Schwere oder sogar ein Stechen im Bauch?

In diesem Falle wird die Affirmation dir schaden und deinen ursprünglichen Glaubenssatz verstärken: Die Anteile in deinem System, die vom Gegenteil überzeugt sind, werden immer weiter in den Widerstand gehen. Das kann z.B. so weit gehen, dass du psychosomatische Symptome entwickelst oder sich dein emotionales Grundproblem verstärkt, statt sich zu bessern. Das ist der Grund, warum toxische Positivität, also Schöngelaber statt eines wirksamen inneren Prozesses, einfach nicht funktioniert.

Der Körper spricht zu uns

Ein gut gewählter Kraftsatz, der dir zwar den Weg Richtung Selbstermächtigung und emotionaler Freiheit ebnet, aber auch für all deine inneren Anteile und deinen Körper KEINE LÜGE, sondern 100% annehmbar ist, der sorgt für ein sogenanntes POSITIVES EMBODIMENT. Das bedeutet, ein solcher Satz geht in deinem System runter wie Öl, der Körper richtet sich auf, die Brust weitet sich, das Gesicht ist entspannt oder strahlt, und alles an deiner Haltung sagt: YES!

An deinem Embodiment kannst du also gleich ohne großes Coaching selbst erfassen, ob eine Affirmation dir zuträglich ist oder dir eher schadet. Sprich sie testweise laut aus (wenn das überhaupt geht) und schau, wie dein Körper reagiert. Jegliches Zögern, Zusammenziehen, Enge oder Unwohlsein heißen: Nein, dieser Satz ist es nicht.

Wie können wir uns sinnvolle Kraftsätze selbst stricken?

Hier kommt eine kleine Anleitung zum Nachmachen und Ausprobieren:

Möglichkeit 1

Du hattest gerade eine tief greifende Erkenntnis? Meinetwegen nach einer Therapiesitzung, nach der Lektüre eines tollen Buches, im Gespräch mit Herzensmenschen etc.

Und die möchtest du in einen stärkenden Kraftsatz verwandeln?

Erstmal hast du diese Erkenntnis, deine Idee, z.B.: „Ich muss mich nicht mit Idioten umgeben.“ So wandelst du sie in einen stärkenden Kraftsatz:

  • Schau, dass du möglichst positiv formulierst. Es ist zwar nicht ZWINGEND nötig, aber das Gehirn spricht auf Verneinungen weniger gut an, als auf positive Aussagen. In dem Falle vielleicht: „Ich darf die Gesellschaft stärkender Menschen suchen.“
  • Sprich den Satz laut aus und achte auf die Körperreaktion. Klemmt es noch irgendwo? Dann nutze abmildernde Elemente, bis dein System die neue Idee durchlässt und der Körper entspannt reagiert, z.B.: „Ich strebe an, mich mit stärkenden Menschen zu umgeben.“/ „Es wäre heilsam, mich endlich mit stärkenden Menschen zu umgeben.“/ „Ich lasse so langsam die Vorstellung in mir reifen, wie es wäre, mich mit stärkenden Menschen zu umgeben.“
  • Ändere alles an dem Satz so ab, dass er absolut rundgeschliffen und passend ist, dass er ganz und gar DIR gehört und zu deinem jetzigen Stand passt!

Möglichkeit 2

Du hast irgendeine Blockade und willst gerne mit einem Kraftsatz ein bisschen gegensteuern? Hier ist Achtung geboten: Viele Blockaden haben komplexe Ursachen, die ggf. professionelle Begleitung zur Lösung bedürfen. Hier können transgenerationale Verstrickungen, Loyalitätskonflikte oder innere Anteile in Not zugrunde liegen. Heißt: Es kann sein, dass gut gemeinte Kraftsätze hier nicht fruchten. Probieren solltest du es dennoch! Denn im Gegensatz zu pauschalen Affirmationen, wie wir oben gelernt haben, schaden gezielt gebaute Kraftsätze nicht.

Dein schädlicher Glaubenssatz heißt vielleicht: „Ich muss mich an die Wünsche anderer anpassen, um akzeptiert zu werden.“

Dann schaust du natürlich erstmal nach dem Gegenteil oder nach dem Ziel: „Ich darf/ will sein, wie ich bin.“ Und wirst vielleicht erst mal merken – der Körper rebelliert, wenn du ihn versuchst auszusprechen? Vielleicht spannt sich der Rücken an, der Brustkorb schnürt sich zu, die Beine kribbeln oder du bemerkst ein Stechen in der Stirn?

Also beginnt wieder unsere Abmilderung. Vielleicht funktioniert: „Ich schau mir gedanklich mal die Möglichkeit an, wie es wäre, so sein zu dürfen, wie ich bin.“ Und eine „verdünnte“ Version deiner „Medizin“ wird der Körper nun viel eher durchlassen.

Abmilderungen könnten sein:

  •  „Ich werde irgendwann in Zukunft…“
  • „Ich bin auf einem guten Weg…“
  • „Mein Coach ist der Meinung, ich sollte …“
  • „Meine beste Freundin würde mir sagen…“
  • „Zumindest meine gesündesten inneren Anteile lassen es zu, dass…“
  • „Ich trage in den nächsten Tagen einfach mal die Idee mit mir spazieren, dass…“
  • „Ich beginne in meiner Geschwindigkeit, zu…“

Was auch helfen kann, ist, im Satz Ambivalenz zu erlauben:

(Ich bin ein Riesenfan von Ambivalenz – wer sich die gönnt, schafft direkt Entspannung im System! Ambivalenz heißt SOWOHL-ALS AUCH gedanklich erlauben.)

  • „Auch wenn ich mich noch nicht von allen Idioten in meinem Leben verabschieden kann, suche ich nun vermehrt den Kontakt zu liebvollen Menschen.“
  • „Auch wenn ich NOCH nicht ….., achte ich mich so, wie ich bin.“
  • „Selbst wenn ich mein Problem nie, auch post mortem nicht bewältigt bekomme, darf ich mich trotzdem so akzeptieren, wie ich bin.“
  • „Obwohl mein Problem momentan noch irgendeinen einen Sinn in mir erfüllt, darf ich mich entspannen und freundlich mit mir selbst sein.“
  • „Auch wenn ich/ obwohl ich (noch) [Blockade/System einsetzen], achte und schätze ich mich selbst [stärkenden Satz* ergänzen].“

*Stärkende Satzzugaben können sein:

  • liebe und akzeptiere ich mich.
  • behalte ich den Überblick/ bleibe ich sicher.
  • bin ich okay/ wertvoll/ kreativ/ sportlich/ gesund/ kompetent etc.
  • hab ich eine Daseinsberechtigung.
  • bin ich auf einem guten Weg.
  • achte ich auf mein Wohlbefinden.
  • bestimme ich, was mir guttut.

Dabei sind HUMOR, FÄKALSPRACHE und jeglicher Kreativität KEINE GRENZEN gesetzt. Achte einfach auf dein Embodiment und baue dir deinen Satz so, dass er DEIN Satz im Hier und Jetzt ist.

Sätze allein reichen nicht aus – körperlich aktivieren ist wichtig!

Wenn du einen Satz (oder mehrere Sätze) gefunden hast, der so richtig wie Öl runtergeht, und bei dem alles in dir sagt: GENAU!, dann darf der Satz über einige Wochen jeden Tag mindestens einmal aktiviert werden. Dazu gibt’s wieder individuell viele Möglichkeiten:

  • Klopfübung während des Sprechens (zwischen den Brauen, unter der Nase, zwischen Unterlippe und Kinn sowie auf dem Brustbeim jeweils mehrfach klopfen, dazu tief atmen)
  • Hüpfen, Klatschen, Schütteln, Tanzen, Heiß/kalt duschen, Beine reiben etc., während du den Satz laut aussprichst (körperliche Aktivierung durch körperliche Reize/ Bewegung schaffen)
  • Den Satz aufschreiben (Handbewegung)
  • Den Satz singen (ganzer Körper vibriert)
  • Kreativ werden: Handyhintergrund mit deinem Satz einrichten, Stein mit Acrylstiften in Schönschrift beschreiben, Badspiegel beschreiben, Satz kreativ verbildlichen, sich selbst eine Postkarte mit der Botschaft schreiben, abschicken und empfangen, Zettel an den Kühlschrank hängen
  • Und was dir sonst noch Schönes einfällt!

Sätze prozessorientiert anpassen

Wenn du merkst, du kannst eine Abmilderung weglassen, weil sich dein Inneres während des Prozesses an die Aktivierung gewöhnt hast, dann ändere den Satz jederzeit ab: Du kannst ergänzen, weglassen, begründen, erweitern, drastischer und klarer formulieren, neue Elemente finden (solange der Köper das OK gibt).

Denn deine Sätze gehören DIR! ♥

Stärkender Kraftsatz statt beliebiger Affirmation
Selbstwertstärkung durch individuelle Kraftsätze

Hinweis

Erinnerung: Kraftsätze sind in der Regel eine Unterstützung zu einem laufenden Therapie- oder Coachingprozess. Wenn du ganz ohne Begleitung deine Themen mit solchen kleinen Kniffen nicht gelöst bekommst, ist das kein Zeichen, dass du schwach oder unfähig wärst. Es heißt lediglich, dass die darunterliegenden Themen zu komplex sind und zu tief sitzen. Zögere nicht, Hilfe von medizinisch und/oder psychologisch geschultem Fachpersonal in Anspruch zu nehmen.

Wenn du mit mir arbeiten magst, melde dich gerne unter anne@weltfremd.net für Termine.

Herzensgrüße

Anne

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Ich bin Anne, leidenschaftliche Schreiberin und immerfort lernende Mutter zweier Kinder. Süchtig nach anspruchsvollen Büchern und mit einer Schwäche für ausgezeichneten Schwarztee. Auf meinem Blog WELTFREMD setze ich mich seit 2019 für friedvoll-authentische Elternschaft ein und kläre über Entwicklungstrauma auf. ♥

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